Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
Wenn Sie auf meiner Insel Urlaub machen, dann fahren Sie sicherlich in eines der schönsten und spannendsten Naturschutzgebiete Europas. Schön, denn die einmalige Flora und Fauna der Küste lohnt alleine schon einen Besuch. Dazu die süchtig machende Landschaft mit ihrem reizvollen Wechsel von Meer, Sandstrand, Dünen, Deichen, Hellern und Poldern, und dem zweimal am Tage überfluteten Wattengebiet, ein einmaliger Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen im Spannungsbogen zu Einwohnern, Touristen, Wassersportlern und Gewerbetreibenden.
Spannend, denn überall lauern Geheimnisse, die es zu entdecken lohnt. Wie etwa überleben die Pflanzen im nährstoffarmen klitschnassen Moorboden (z.B. der Sonnentau), im Dünensand (der Strandhafer) oder auf den oft überspülten Salzwiesen auf der Wattenseite (Queller)? Wie schaffen es die Seevögel, trotz der vielen Touristen ihren Nachwuchs aufzuziehen, welche Bewohner finden wir im zweimal täglich überspülten Watt (z.B. der jodproduzierende Pielwurm, Spritz-Muschel, Krebse und Seesterne, Austernmuscheln und Bernstein, Seehunde, Seehundaufzuchtstation) und wie werden die Früchte des Meeres geerntet (Miesmuschelbänke, Schollen, Krabben). Aber nicht nur unsere Touristen sind das Jahr über unsere Gäste, auch viele Vögel machen auf ihrem Zug in den Süden und zurück Rast auf unserer Insel. (Dieses und vieles mehr beantwortet man Ihnen im Nationalparkhaus am Hafen).
Sie sehen, dieser besondere Raum ist auch für zukünftige Generationen zu schützen - Aufgabe aller die hier wohnen und arbeiten, aber auch Sie, als Tourist, müssen sich daran (wenn auch nur gewissermaßen inaktiv) beteiligen. Dieser Lebensraum ist von vielen Seiten bedroht. Nicht nur die Naturgewalten stellen eine ständige Bedrohung dar, wenn etwa durch die mächtigen Sturmfluten ein erschreckend großer Teil des Sandstrands oder sogar der Randdünen auf der Nordseite und damit ein wichtiger Bestandteil des Inselschutzes ein Raub der Fluten werden (Sandfangzäune, Aufspülungen, Buhnen, Deckwerk, der Stacheldraht um die Randdünen hat seinen Sinn! Nämlich das Betreten derjenigen zu verhindern, denen gute Worte nicht reichen, dort nicht hinzugehen).
Auch die Menschen beuten den Schatz der Natur oft über die Maßen aus, etwa wenn die Meere und Küstenzonen überfischt werden, ein immer größerer Teil der Insel bebaut wird und die Touristenzahlen Jahr für Jahr ansteigen. Den größten Schaden richten mittlerweile jedoch Unwissenheit und Gedankenlosigkeit an, durch die wertvolle Räume zerstört oder geschädigt werden, etwa wenn Kinder (yippie!) die Dünen hinunterrutschen, Erwachsene Müll in der Landschaft verteilen oder geschützte (das heißt: seltene !) Pflanzen 'abrupsen' (z.B. den Strandflieder). Manches kann man mit Geld reparieren; ein Gutteil der Kurtaxe muß beispielsweise für die Säuberung der Strände und der Naturschutzgebiete ausgegeben werden - wer will schon zwischen Schokoladenpapier, Coladosen und ausgedrückter Sonnenöltube des Sandburgnachbarn Urlaub machen?
Oft muß man aber schlicht an das Verantwortungsbewußtsein der Mitmenschen lautstark appellieren, etwa wenn wiedereinmal durch die Brutgebiete gewandert oder in den Dünentälern gegrillt wird. Alleine die Anwesenheit der Menschen scheucht die Vögel von ihren Gelegen auf, die Eier kühlen aus und nicht selten wird so der Bestand der Tiere gefährdet. Warum Segler im Wattengebiet unbedingt ankern und trockenfallen, in der Brutzeit schaarenweise um die gesperrte Vogelinsel Memmert schippern oder bei Ebbe über die Seehund- und Muschelbänke wandern müssen, versteht nichtmal ein Segler und Bootsbesitzer, Naturliebhaber und Insulaner wie meinereiner.
Manchmal zweifelt man wirklich am gesunden Menschenverstand einiger Zeitgenossen, die die Natur, die sie so unberührt wie möglich vorfinden wollen, gedankenlos, manchmal auch ganz mutwillig beschädigen (wie sagt der Rheinländer so schön: 'Da krich ich soooon Hals !!!').
Okok, Sie tun das nicht, daher Schluß mit der Standpauke (erinnern Sie sich bitte bei Gelegenheit an meine Worte) und zu etwas Erfreulicherem...