Neues vom Sonnenbrand
Norderney 21 Grad, wolkenlos, Papenburg Regen, 24 Grad, Bremerhaven Schauer, 23 Grad...
Ein Phänomen, das niemand so richtig erklären kann, läßt sich immer wieder auf den ostfriesischen Inseln beobachten: dicke schwere Cumulus-Wolken ziehen entlang der Küstenlinie, die Verwandtschaft landeinwärts berichtet von sintflutartigen Regenfällen, aber die Gäste der Insulaner frühstücken im Sonnenschein auf der Terrasse. Die Küste ist tatsächlich eine Wetterscheide, deutlich liegt die durchschnittliche Sonnenstundenzahl der Inseln über denen der nicht allzu weit entfernten Meßpunkte im Binnenland: Im Vergleich zu Köln und Bremen weist Norderney knapp 10 Prozent mehr Sonnenstunden aus! Auch im Winter, wenns in Emden und Leer schon schneit, müssen wir auf der Insel oft auf die Flocken mangels entsprechend beladener Wolken und milderer Temperaturen verzichten. Aber darüber sind wir nicht wirklich böse.
Wenn Sie mal am Guckkasten der Wetterwarte vorbei laufen, sollten Sie einen Blick auf die aktuellen Höchst- und Niedrigst-Temperaturen von Bremen im Vergleich zur Insel werfen. Während an der Weser durchaus 10 bis 15 Grad Unterschied zwischen Tag und Nacht normal sind, sind es auf den Inseln meist um die 5 Grad. So haben wir oft laue Sommerabende und nicht zu heiße Sonnentage im Hochsommer. Das liegt an der uns umgebenden Nordsee, die ihre Temperatur kaum verändert und so immer für ein angenehm mildes Klima ohne Extreme sorgt.
Aber Vorsicht: Gerade an schönen Sonnentagen verführt eine laue Seebrise oft zu einem ausgedehnten Nickerchen am Strand. Nicht selten büßt das der ein oder andere sonnentwöhnte Tourist mit einem kräftigen Sonnenbrand bis hin zu Verbrennungen zweiten Grades (Brandblasen). Diverse Hausmittelchen sollte man dann lieber nicht anwenden, früher nahm man Quark, um die Haut zu befeuchten - schon nach kurzer Zeit nimmt dieser die Konsistenz von Beton an, Finger weg! Alles was kühlt und befeuchtet ist dagegen hilfreich, meine Mutter machte mir Buttermilchwickel (ich halte ja ehrlich gesagt mehr davon, Buttermilch innerlich anzuwenden, aber nunja...), von einer Hautärztin hörte ich, dass auch das Tragen eines nassen T-Shirts ratsam sei (netter Gedanke...). Daß Arnika und Kamille entzündungslindern sind, dürfte bekannt sein, entsprechende Präparate gibt es in jeder Apotheke. Und wenn Sie schon mal dort sind nehmen Sie auch gleich ein Brandgel mit, das können Sie großflächig auftragen, das befeuchtet, kühlt angenehm und nimmt einwenig den Spannungsschmerz.
Besser als jede Nachsorge ist natürlich die Vorsorge. Daß an der Küste die Sonneneinstrahlung besonders hoch ist und Sie sich deswegen mit Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor und Sonnenhut eindecken sollten, brauche ich nicht weiter auszuführen. Trotzdem ein paar Tips: Lassen Sie Ihre Baumwoll-T-Shirts zuhause, gehen Sie stattdessen in einen Laden für Wanderbekleidung und kaufen sich zwei oder drei schicke Polos und langärmliche Hemden aus Plastik (wie meine Freundin sagen würde), will sagen: aus Kunststoffen. Dafür legt man ein bisschen mehr an, aber die Stoffe nehmen keine Feuchtigkeit auf, sie verdampft von der Haut durch das Gewebe, es klebt fast nichts mehr! Es gibt Gründe, warum Jogger und andere Leistungssportler diese Materialien bevorzugen und mittlerweile gibt's auch richtig schicke Klamotten. Ich habs ausprobiert, habs früher gehasst, wenn die Bekleidung statisch knisterte, aber mittlerweile schwöre ich auf das Zeugs; ich trage sie ja auch nur wenn's heiß ist. Außerdem bieten sie für die Haut einen ganz ansehnlichen UV-Schutz, der auf manchem Stück sogar ausgewiesen ist - lohnt sich. Und das schönste: Man braucht die Dinger nicht bügeln, einfach waschen und aufhängen, die sind nach 10 Minuten trocken und wieder einsatzbereit.
Größter Fehler beim Sonnenbaden ist, dass nicht nachgecremt wird. "Vorher, reichlich und alle 4 Stunden komplett" rät die Hautärztin meines Vertrauens. Anschließend gründlich waschen und dann mit Aftersun (blau) anfeuchten. Sonnenmilchflecken gehören zu den hartnäckigsten, die die Hausfrau kennt. Also vorsichtig auftragen, gut einziehen lassen und nicht gerade Festtagskleidung drüber ziehen. Wen klebrige weil fettende Sonnencremes und -öle nerven oder auf die Zersetzungsprodukte der parfumartigen Substanzen in Cremes und Milch allergisch reagiert, der sollte zu nichtfettenden Sonnenschutzmitteln greifen, das sind wasserartige Sprays, die schnell einziehen. Allerdings sollte man bei diesen die 4-Stunden-Regel genau einhalten. Und egal ob auf der Packung "wasserfest" steht: nach jedem Bad nachsprayen. Das geht schnell und ist lange nicht so aufwändig wie cremen.
Schließlich gibt's noch zwei weitere Gefahren in der Sonne: Die Dehydration und der Sonnenstich. Trinken, trinken, trinken, wer Kopfschmerzen bekommt, hat meist zuwenig getrunken. Denken Sie daran, dass Ihr Körper bei heissen Temperaturen kräftig schwitzt und so viel Wasser und Mineralien verliert. In Apfelschorle ist alles drin, was der Körper braucht. Ich setze immer einen Früchtetee am Abend vorher an, der im Kühlschrank übernachtet und in einer extra dafür vorgesehenen Thermoskanne zum Strand wandert - ein Genuß! Na ja, und dass Buttermilch in vielen Variationen innerlich angewandt werden kann, hatte ich oben ja schon geschrieben.
Bricht die körpereigene Wärmeregulation zusammen kommt es zum Sonnenstich und in verschärfter Form zum sog. Hitzschlag. Schwindel, Fieber, Übelkeit, erhöhter Puls, das kann bis zu lebensbedrohlichen Symptomen gehen (insbesondere bei unerkannten Herz-Kreislauf-Krankheiten): kühlen, nasse Wickel um Kopf und Waden, Schatten, vorsorglich einen Rettungswagen ordern (sagen Sie der Leitstelle, was Sie vermuten, dann können sich die Sanis schon bei der Anreise darauf einstellen), die wissen was sie tun.
Jaja, die Sonne ist nicht ohne. Aber deswegen sind Sie ja her gekommen, nicht wahr? Also noch zwei Tips zum Schluß: Nicht kalt duschen! Denn das signalisiert dem Körper äußere Kälte; der wirft daraufhin seine interne Heizung an, und das wollen wir ja nun gar nicht. Und niemals erhitzt ins Wasser stürzen, langsam geht auch. Der Kälteschock ist für manchen Kreislauf zu viel. Wer will schon gern am Abend im hiesigen Krankenhaus übernachten. Also: Immer schön vorsichtig, oder wie der 7. Sinn so schön sagt: "Gefahr erkannt - Gefahr gebannt!"