Mistwetter

Hin und wieder soll es vorkommen, dass das Wetter nicht so wie bestellt ist. Da hat man es auf Norderney gut, denn hier ist ständig etwas los, das "Staatsbad", wie die Kurverwaltung umgänglich genannt wird, gibt sich alle Mühe, den Gästen auch bei anhaltend nassem Wetter Abwechslung aller Art zu bieten, vom Vortrag bis zum Teeseminar, von der beliebten Stadtbücherei im Conversationshaus über Theater und Cabaret bis hin zu Entspannungssport etwa im Badehaus, von der Wasserlandschaft und den diversen Wellnessangeboten dortselbst noch gar nicht zu reden.

Ich hab mich als Junge von der See gewundert, dass es Leute gibt, die offenbar gar keine Bekleidung für oder besser gegen schlechtes Wetter haben. Hier oben bekommt man sowas quasi mit der Geburt mitgeliefert, kein Mensch kommt auf die Idee, einen Schirm aufzuspannen (es sei denn gegen zuviel Sonne), denn bei etwas Wind fliegt er einem um die Ohren. Und den gibt's hier reichlich. Gegen ungemütliches Wetter hilft adäquate Bekleidung.

Nun können Sie sich natürlich für ein paar € so eine klassische Fahrradjacke kaufen, die nach ein paar Tagen undicht wird und in der es sich herrlich schwitzen lässt - es soll ja Leute geben, die auf so was stehen. Ich nicht. Also was trägt denn der Einheimische, wenn's stürmt und der Himmel weint? Wenn man in die Wüste geht, sollte man tunlichst anziehen was auch die Söhne der dortigen Landschaft tragen, das trägt ungemein zum Erfolg eines Ausflugs in die Gobi oder die Taklamakan bei. Also als guter Rat: kleiden Sie sich wie die Insulaner, das kann so falsch nicht sein.

Der gemeine Ostfriese trägt alles andere, nur keinen sogenannten Friesennerz, ein zumeist aus gelbem Gummi bestehende totschicke Kombination, die zwar Schietwetter draußen hält, aber alles andere als atmungsaktiv ist. Fischer tragen dieses steife Zeugs, weil es so herrlich schmutzunempfindlich ist, ein Wasserguss und das Zeugs sieht aus wie neu. Billig ist es schon, aber so richtig wohl kann man sich nicht darin fühlen.

Dagegen macht es richtig Spaß am Strand gegen Wind und Regen anzulaufen, wenn man wetterfeste Bekleidung an hat. Am besten eignen sich dafür die Klamotten für Wassersportler, also für Segler. Schon für zwei-, dreihundert € bekommen Sie eine vernünftige Hose, Gummistiefel und eine ordentliche Jacke. Hier sollten Sie wert auf das Stichwort "atmungsaktiv" legen, denn wenn Sie sich bewegen (und das sollten Sie unbedingt tun) schwitzen Sie; die Feuchtigkeit will hinaus, kämpft sich durch Ihre Baumwollbekleidung (schön nass, nicht wahr?) und kondensiert endlich an der kühlsten Stelle, an der Innenseite Ihrer Jacke oder Hose. So schwimmen Sie nach einiger Zeit im eigenen Saft, bäääh!

Wenn Sie es richtig machen wollen, gibt's zwei Grundsätze zu beachten: Zum einen erhöht jeder zusätzlich investierte € den Tragekomfort und damit das Wohlbefinden. Zum anderen: verzichten Sie unbedingt auf alles was Feuchtigkeit speichert, insbesondere auf baumwollhaltige Leibwäsche. Ja, ich weiß, es gibt nichts besseres als Naturmaterialien, aber auch seit Erfindung des Rades hat es schon eine gewisse Weiterentwicklung gegeben...

Für die Zeiten, in denen Sie erfahrungsgemäß schwitzen, also im Hochsommer, beim Sport und wenn Sie mehrere Lagen übereinander tragen (also eben bei Mistwetter) legen Sie sich Körperwäsche aus Kunststoffen zu. Die knistern zwar elektrostatisch beim Ausziehen, speichern aber keine Feuchtigkeit. Am günstigsten gibt's sogenannte Funktionsbekleidung bei den einschlägigen Discountern oder Kaffeeverkäufern im Frühjahr als Sport- oder im Herbst als Skiunterwäsche. Wichtig: Keine Baumwolle! Polos und Hemden aus "Plastik" bekommen Sie als "Active wear" im Wanderladen Ihres Vertrauens oder dort wo es eine gute Auswahl an Sportartikeln gibt. Darüber kommt ein schicker Fleece-Pullover, ebenfalls aus Polyester, der hält schön warm. Eine atmungsaktive Jacke und eine ebensolche Hose als dritte Lage - fertig ist das Zwiebelprinzip, so kann die Feuchtigkeit nach draußen dampfen ohne dass Regennässe einsickert. Am Seglerhafen gibt's einen entsprechenden Shop, der gutes Material vorrätig hält. Nähere Informationen, z.B. eine kleine Marktübersicht, finden sich im Seesack meiner Homepage. Surfen Sie doch einfach mal vorbei!